Jahresrückblick 2023

Joachim Frömert erläutert zum Bestimmungsseminar die verschiedenen Fangmethoden: hier eine Harfenkonstruktion. | Foto: Bianka Porschien

Ein Jahr voller Veränderungen neigt sich dem Ende zu und doch können wir zufrieden auf positive Ergebnisse zurückblicken.

Zu Jahresbeginn zeichnete sich die Gewissheit ab, dass es für das Quartierpatenprojekt des NABU Sachsen keine weitere Finanzierung geben wird. Nach über fünf Jahren Laufzeit wurde Ende April dieses Jahres sozusagen die hauptamtliche Tätigkeit zu diesem Projekt eingestellt. Als wesentlich erreichte Ziele können wir diese Internetplattform betrachten, für die im Laufe der Zeit stetig wachsende Besuchszahlen registriert werden konnten. In verschiedenen sächsischen Regionen fanden Exkursionen, Vorträge und Schulungen zum Thema Fledermausschutz statt und es konnten seit 2018 immerhin 119 Quartierpaten für insgesamt 174 Quartiere gefunden werden. Den überwiegenden Anteil der betreuten Quartiere machen Privathäuser und Kirchen aus, was vor allem die hohe Bedeutung von Gebäuden als Lebensstätte für Fledermäuse verdeutlicht. Seit diesem Sommer liegt die Fortführung der Projektaktivitäten in ehrenamtlichen Händen, wodurch Fledermausinteressierte nach wie vor eine Plattform für Fragen und Anliegen vorfinden. Quartierpaten-Registrierungen sowie Daten aus Fledermauszählungen werden weiterhin geprüft und freigeschaltet, Fragen aus dem Kontaktformular beantwortet. Auch die Plakette "Fledermaus komm ins Haus" hat den Weg zu vielen Haushalten gefunden, darunter zur Familie Gabler in Klingenberg und in die Pro Montessori-Schule in Torgau.

Bei einer der Winterquartierkontrollen in der Sächsischen Schweiz bot sich dieses Bild schlafender Mausohren im Cluster. | Foto: Bianka Porschien
Der seltene Anblick einer Kleinen Hufeisennase und einer Bedornten Höhlenschrecke in einem Winterquartier in der Sächsischen Schweiz. | Foto: Bianka Porschien

Während der Projektlaufzeit hat sich eine Kontinuität entwickelt, Weiterbildungen wie z.B. Bestimmungsseminare durchzuführen, um insbesondere Anfängern und Neulingen einen Einstieg in die Materie zu bieten. So fand am 14.-16.07.2023 zum fünften Mal in Folge ein Fledermaus-Bestimmungsseminar statt. Seit 2020 hat sich die Durchführung des Kurses im Striegistal, mit Unterkunft in der Grünen Schule grenzenlos e.V. etabliert. Rund 20 Teilnehmer nahmen an der Veranstaltung teil und konnten insgesamt 10 Fledermausarten direkt kennenlernen, darunter die Nord- und Nymphenfledermaus.

Zur Nymphenfledermaus endete in diesem Jahr ein spannendes Forschungsprojekt beim NABU Sachsen, welches federführend durch das Büro hochfrequent bearbeitet wurde. Der Kenntnisstand zur Art hat sich hierdurch enorm erweitert, zum einen was ihr Vorkommen im Mulde-Lösshügelland anbelangt, zum anderen auch zu ihrer heimlichen Lebensweise. Mehr dazu gibt es im aktuellen NABU Report nachzulesen.

Für die Bestimmungsübungen werden Fledermauspräparate verwendet. | Foto: Christina Schunk
Personenkreis des diesjährigen Bestimmungsseminars bei der Vorbereitung zum abendlichen Netzfang. | Foto: Bianka Porschien

Schwerpunkt des sächsischen Fledermausschutzes ist nach wie vor die ehrenamtliche Erfassung in Regionen mit veraltetem oder lückenhaftem Kenntnisstand zur lokalen Fledermausfauna. Gleich dreimal in diesem Jahr wurde dabei die Region an den Greifensteinen erkundet, um Kenntnisse zum Vorkommen von Nord- und Zweifarbfledermaus zu gewinnen. Die Erfassungen hierzu fanden im Juli, September und Oktober statt. Insbesondere zur Schwärmzeit im September wurden weitere Standorte in der Region um Geyer und Ehrenfriedersdorf auf ihr Vorkommen zu Fledermäusen untersucht. Für die Region und Jahreszeit fanden wir dabei beste Bedinungen vor und konnten immerhin 91 Individuen aus 11 Arten nachweisen, darunter auch 3 Nordfledermäuse. Zum vierten Mal in Folge wurde im August auch wieder eine Erfassungsaktion in der Sächsischen Schweiz durchgeführt.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Fledermauserfassung im Mittleren Erzgebirge. | Foto: Marco Roßner (hochfrequent GbR)
Die Nordfledermaus ging zur diesjährigen Erfassung im Mittleren Erzgebirge gleich mehrmals ins Netz. | Foto: Bianka Porschien

Zum Jahresabschluss gab es noch mehrere Highlights. Nach langer Pause fand am 11.11.2023 wieder eine Sächsische Fledermaustagung in Freiberg statt, die von rund 100 Personen besucht wurde. Die Veranstaltung bot außerdem Anlass den neu gebildeten LFA Fledermausschutz Sachsen näher vorzustellen. In diesem Rahmen kündigte Dr. Ulrich Zöphel an, seine Funktion als Vorstand niederzulegen und den Staffelstab an Marco Roßner weiterzugeben. Zweimal im Jahr wird das Winterquartier in Rehefeld aufgesucht, um die dort überwinternden Fledermäuse zu zählen - eine Tradition, die bereits seit 1970 wärt. Für Überraschung sorgte eine Kleine Hufeisennase, die vor zwei Jahren dort erstmalig und seitdem regelmäßig beobachtet wurde. In diesem Jahr wurde außerdem die Nymphenfledermaus neu für den Quartierstandort festgestellt. Eine weitere Besonderheit war der Wiederfund einer im Jahr 2000 beringten männlichen Großen Bartfledermaus, die damit ein Mindestalter von 23 Jahren belegt.

An dieser Stellen bedanken wir uns bei allen sächsischen Fledermausfreundinnen und -freunden, Quartierpaten, Naturaktiven und ehrenamtlich aktiven Personen. Für die Zusammenarbeit und Kooperation bedanken wir uns bei der Sächsischen Landesstiftung für Natur und Umwelt, der TU Bergakademie Freiberg, dem Sächsischen Bergsteigerbund e.V., dem Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt e.V. sowie dem Landschaftspflegeverband Mittleres Erzgebirge e.V.. Wir wünschen allen ein frohes Weihnachtsfest und guten Rutsch ins neue Jahr. Wir freuen uns auf weitere Aktivitäten im kommenden Jahr!


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